Vorgeschichte: Wenn eine Sportlerin schwanger wird…

vorab:

Wer mich (noch) nicht kennt nimmt bitte zur Kenntnis, dass ich ein sehr offener, sehr direkter und humorvoller Mensch bin. Textinterpretationen auf eigene Verantwortung, besser nicht zwischen den Zeilen lesen und hören – da steht nix.

Vorgeschichte

Ich bin 35 Jahre (2017) alt. Vor 1,5 Jahren entschieden mein Mann und ich uns dem Geschlechtsverkehr einen Sinn zu geben. Beide wollten wir immer Kinder, aber der richtige Zeitpunkt wollte einfach nie kommen. Für ihn gab es den richtigen Zeitpunkt eher als für mich. Denn für mich heißt es Verzicht. Ja Verzicht. Richtig interpretiert liebe Muttertiere hier geht’s um Egoismus. Dennoch ist mir immer Bewusst, dass wenn ich erstmal schwanger bin und erst recht wenn das Kind da ist, ich nie wieder so denken werde! Aber dieses „sich für den Moment aufgeben“ im Sinne von Hobby und Beruf für eine Weile reduzieren, ganz aufgeben und nach kurzer Pause wieder langsam einzusteigen ist für mich gar nicht so einfach.

Kaum hatten wir mit dem „üben“ begonnen merkte ich wie es mich zerreißt. Mit jeder Periode die einsetzte war ich enttäuscht und mit jedem nächsten Moment feierte ich mich auf einen bevorstehenden Wettkampf, bei dem ich nun antreten konnte, ab.  Immer wieder frage ich mich, ob ich alleine mit dieser schizophrenen Situation bin. Mir fallen etliche Läuferinnen in meinem Alter ein, welche ebenfalls (noch) keine Kinder haben. Bereits bei meinen ersten Versuchen Schwanger zu werden, entschließe ich mich dazu meine Geschichte öffentlich zu machen. Ich weiß das ich von einigen zerrissen werde, aber die sind mir egal.

Ich möchte in erster Linie den Frauen helfen, den es ähnlich geht, denn ich glaube, es ist für viele ein Tabuthema welches lieber totgeschwiegen wird. „Nur wer spricht, dem kann geholfen werden.“ Ehe man sich versieht kann es nämlich ganz plötzlich zu spät für eine Schwangerschaft sein und man läuft Gefahr tief und lebenslang traurig werden.

In zweiter Linie möchte ich unsportlichen Frauen zu Sport in der Schwangerschaft verhelfen. Sport tut nicht nur der Schwangeren gut, sondern auch dem Baby, es trainiert regelrecht im Bauch mit. Allen gesunden Schwangeren wird aus ärztlicher Sicht zu moderatem Sport geraten.

Mein Wissen habe ich hauptsächlich aus mehreren wissenschaftlichen Studien, welche mir durch die Sporthochschule Köln genannt wurden, gewonnen. Sowie aus Studienangaben von Jürgen Weineck (10. Auflage Sportbiologie).

Nun aber zurück zu meinem Weg, den ich durchwandert bin.

Habt ihr schon mal davon gehört, dass der Beckenboden trainiert wird? Dass der Beckenboden voller Muskulatur steckt? Die meisten kennen Beckenbodentraining nur im Zusammenhang mit Wochenbettgymnastik oder Rückbildungsgymnastik. Aber auch in anderen Sportarten wird er unbemerkt mittrainiert, beim Tempolauf zum Beispiel. Bei mir war der Beckenboden häufig so verspannt, dass ich beim Akt aus ganz anderen Gründen, als den typischen, schrie. Das machte es natürlich nicht leichter ein Baby zu zeugen. Irgendwann ging ich mit dieser Beschwerde zum Arzt, welcher mir das Kompliment „mit ihrem Beckenboden können sie Nüsse knacken oder mir den Finger brechen!“ machte.

Nach einem Jahr des nicht schwangerwerdens begann ich mir nun Gedanken zu machen. Wenn es nicht klappt, dann muss es ja einen Grund haben. Ja, ok, der Eisprung findet durch Wettkämpfe (starke Stressbelastung für den Körper) nicht regelmäßig statt – auch zu erkennen, an zu später Periode. Ja ok, ich versuche mein Training zu reduzieren und nur noch diesen einen letzten großen Lauf zu machen. Nur noch der eine 100 Km Lauf an der Zugspitze und dann ist Schwanger-werden-Versuch-Pause-hoch-Zehn!

Nach diesem letzten Lauf beginnen also meine Flunkereien. Meinen Trainier mache ich weiß, dass ich für das restliche Jahr erstmal – aus Gründen von zu viel Arbeit – aus dem Trainingsplan aussteigen muss und hoffe im nächsten Jahr wieder einsteigen zu können. Läufer und Läuferinnen, die gerne mit mir einen Lauf gemeinsam starten wollen, erzähle ich, dass ich mich nur noch kurzfristig für Läufe anmelden kann, meine Hauptarbeitszeit ist eben auch mit am Wochenende und der Job habe einfach Vorrang. Andere Sportfreunde bekommen von mir zu Zielsetzungsfragen die Antwort, dass ich solange ich keine 3,8 Km am Stück Kraulschwimmen kann (Langdistanz Triathlon) ich keine Ziele habe.

Das Ei des dritten Eisprunges nach meinem letzten intensivem Training und letzten Wettkampf hat sich befruchten lassen. Es hat sich ruhig und ungestört in meiner Gebärmutter eingenistet und hat schließlich zum ausbleiben meiner Periode geführt.

Auch wenn Ärzte sagen, dass Sport keinen Einfluss auf die Fortpflanzung habe (solange das Ei springt), empfehle ich: sich selbst einmal ganz offen die Frage zu stellen, ob der Sport denn wirklich nur Sport ist oder eben doch Leistungssport, der für den Organismus einen steten Stressfaktor bedeutet.

Nun aber genug von meiner Vorgeschichte, ich könnte noch Seitenweise zutexten, aber ich würde hier den roten, kurzen und knackigen Faden verlieren.

Eine letzte Anmerkung, bevor ihr mich mit meinem Wochenbuch zur Schwangerschaft begleitet:

Für diejenigen, die noch keinen Überblick zu den Schwangerschaftswochen haben: die Schwangerschaftswochen werden ab der letzten Periodenblutung gezählt, auch wenn da noch keine Schwangerschaft bestand. Die ersten zwei Wochen zählen somit nur rein rechnerisch zur Schwangerschaft. Mein Wochenbuch beginnt somit in der Woche 3, wenn das Ei gesprungen ist.

Zur Woche 3