Schwangere sind faul. Auch ich.
Vor der Schwangerschaft war es für mich unvorstellbar nicht mehr täglich mehrere Stunden im Sport zu verbringen – und wenn es nur Stretching sei. Ich muss gestehen, ich schaffe es immer noch nicht zu täglich einer Stunde Sport. Zwar könnte ich über eine Stunde hinaus Sport treiben, denn wenn es einmal läuft dann läuft es, aber die Herausforderung liegt tatsächlich darin mich zum Sport aufzurappeln. Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung und es lässt mich erahnen wie es den Frauen geht, die sich in diesem Modus bereits vor der Schwangerschaft befanden. Aber alles jammern hilft nichts, es muss eine Strategie her. Sport und Bewegung ist wichtig für Mutter und Baby, jede Schwangere (ausgenommen ärztliches Verbot) sollte 3-4 Mal pro Woche moderaten und angemessenen Sport treiben. Wie soll ich andere Schwangere motivieren, wenn ich selbst durchhänge. Also versuche ich es für mich und für euch:
Motivation Nr. 1: Fittes Baby
Ich wünsche mir ein fittes Baby – ein fittes Kleinkind, ich wünsche mir, dass es in meine Fußstapfen tritt und ich mit ihm/ihr viel Zeit im Freien verbringen kann statt daheim zu sitzen. Wenn ich heute Sport treibe, dann trainiert mein Baby mit, auch sein Puls steigt und es wirkt sich positiv auf seine Gesundheit aus.
Motivation Nr. 2: Kommentare
Die ersten Kommentare zu meinem nicht ersichtlichen Bauch erfolgen bereits. Obwohl es eher unnormal ist im 3. Monat bei Erstgebärenden einen Bauch zu sehen werde ich bereits darauf angesprochen „man sieht ja noch gar nichts“. Ehrlich gesagt kann ich die Äußerungen nicht deuten, ich weiß nicht, ob sie mir sagen möchten, dass ich mehr essen soll, ob sie meine Schwangerschaft anzweifeln oder ob es ein Kompliment sein soll. Ich hinterfrage es auch nicht. Ich möchte ehrlich gesagt keine unnötigen Diskussionen über meinen Körper führen, denn ich sehe so aus wie ich nun mal aussehe. Ich entscheide mich diese Äußerungen als Ansporn zu sehen. Ich gehe vom guten im Menschen aus und sage mir, sie finden eine sportliche Mutti toll – besser als eine die sich gehen lässt. Für mich bedeutet dies entsprechend: Dran bleiben im Sport und anderen Frauen die Sorge über mögliche Figur Probleme in der Schwangerschaft nehmen.
Motivation Nr. 3: Unverschönte Ansprachen und Schadenfreude
Direkte und unverschönte Ansprachen erreichen mich. Sie reichen von „Dicke“ über „du wirst voll zunehmen“ bis hin zu „so eine Geburt ist ja auch eine Horrorvorstellung“. Was soll ich dazu sagen? Das sind genau die Dinge, die eine Schwangere nicht hören möchte. Eine Schwangere steckt häufig voller Selbstzweifel, ob sie für ihr Baby alles richtig tut, das letzte was sie gebrauchen kann sind Menschen, die sie mit unnütz Negativem herunterziehen. Auch hier entscheide ich mich das Negative für mich ins positive zu drehen: Aus dick und zunehmen entnehme ich mir Schadenfreude und sage mir selbstbewusst „warte ab, vermutlich sehe ich bereits 12 Monate nach der Entbindung wieder geiler/sportlicher aus als du“. Aus der Horrorvorstellung Geburt motiviere ich mich zum Krafttraining und entgegne jedem dieser Sprücheklopfer mit „ach was, ich bin Sportlerin! 3 Mal kräftig drücken und das Baby kommt rausgeschossen!“
Motivation Nr. 4: #Comebackstronger
Ist für mich der Klassiker #comebackstronger, was so viel bedeutet wie „komm stärker zurück als je zuvor“. Viele Verletzte oder kranke Sportler motivieren sich mit diesem Hashtag, auch ich. Ich selbst sehe die Schwangerschaft aus meiner Leistungssportlersicht wie eine lang geplante und langanhaltende Verletzungsphase an. Wobei ich jedoch die Möglichkeit habe nicht ganz auf Sport verzichten zu müssen, sondern einen kleinen Teil meiner Kondition, Beweglichkeit und Kraft beizubehalten. Umso mehr ich mich motivieren kann es beizubehalten, umso eher wird mein #comebackstronger gelingen.
Nicht zuletzt verhilft mir zu meinem #comebackstronger folgende Aussage:
„Noch weitgehend ungeklärt ist das Phänomen, dass nach einer Schwangerschaft mitunter eine sprunghafte positive Leistungsentwicklung eintritt. Die Zahl national und international erreichter, postpartaler (nach der Geburt liegender) Höchstleistungen ist bemerkenswert. Man nimmt an, dass neben bislang nicht aufgeklärten Umstellungen im weiblichen Organismus, trainingsanaloge Effekte bei der Schwangerschaft gegeben sind, die sich in der Folge leistungssteigernd auswirken.“
Dieses Zitat stammt aus dem Buch Sportbiologie, 10. Auflage von Jürgen Weineck und verweist auf: Noack 1954, 1523; Thomas 1983, 314; Israel 1979, 200.