Auch wenn ich das Wort „Leistungsschwäche“ in keiner Weise mag, ich das Thema blöd finde, mich diese Schwäche durch Betroffenheit nervt und überhaupt ich eigentlich gar nicht jammern möchte, werde ich der Schwangerschaftswoche 12 dem Thema Leistungsschwäche widmen. Was ich für mich unter Leistungsschwäche verstehe ist, dass ich entweder die Leistung z.B. Bergauf laufen und sprinten nicht mehr erbringen kann oder eben das ich eine Leistung nicht mehr erbringen darf z.B. zu lange Distanzen laufen oder in einer zu schnellen Geschwindigkeit und somit in einem zu hohen Puls Bereich.
Zwar bin ich in den letzten Wochen bereits auf das dürfen und können eingegangen, dennoch – weil dieses Thema so bedeutend ist – möchte ich kurz wiederholend darauf eingehen.
Wenn der Puls zu hoch ist, das ist Beispielsweise bei einer 35-jährigen Läuferin ab einer HF von 145 der Fall, dann besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Muskulatur stark durchblutet wird und es zu Lasten des Babies fällt. Starke Kraftaufwendungen wie z.B. Maximalkrafttraining führt zu einer Art Pressatmung in den Bauch, jegliche Pressatmungen sollen gemieden werden.
Zu allem Überfluss bin ich auch noch von der Kurzatmigkeit in der Schwangerschaft betroffen, dies betrifft leider die Mehrzahl der Schwangeren. Der Körper benötigt während der Schwangerschaft mehr Sauerstoff, somit wird die Atemfrequenz erhöht – ähnlich wie in der Höhe (Höhentraining). Die erhöhte Atemfrequenz wiederum hat zur Folge, dass der Puls ansteigt – also das Herz schneller/öfter pumpen muss. Dies ist der Grund warum Schwangere während der Schwangerschaft einen Leistungseinbruch erleiden – mal ganz von der Schwangerschaftsmüdigkeit zu schweigen.
Des einen Freud – des anderen Leid
Mein Mann erfreut sich nun seit 7 Wochen über meine Leistungsschwäche. Ja, ich denke es ist Schadenfreude, denn ich finde keine positive Formulierung hierfür. Er genießt es förmlich vor mir unterwegs zu sein, zu spüren dass er mehr Atem als ich hat und auch weitaus fröhlicher sportelt als ich. Diese Woche waren wir zusammen laufen, wandern und sind auch ab und zu gemeinsam das Treppenhaus hochgegangen. Immer grinste er dabei und sagte mir wie sehr er es genießt. Auf der einen Seite gönne ich es ihm, aber auf der anderen Seite zeigt es mir auf wie leistungsschwach ich geworden bin.
Freunde und Bekannte versuchen mich immer aufzupäppeln mit Sätzen wie z.B. „ach du bist du nach der Schwangerschaft wieder schnell auf deinem Level zurück!“. Ich sehe es ihnen hoch an, dass sie mich motivieren wollen (verdrehte Welt) und vor allem, dass sie so sehr an mich glauben – Danke. Nun kommt dennoch ein aber: Aber es motiviert mich nicht, es frustriert mich. Ich weiß nicht wie es wird mit dem Baby, ob es und ich (gemeinsam?) trainieren können, ich weiß nicht wie es uns wirklich gehen wird. Ja ich bin eigentlich ein Träumer, sonst hätte ich wohl nie die vielen Ziele in meinem Leben erreicht, dennoch bin ich immer mit einem gesunden Menschenverstand an die Sache gegangen. Meine Sorge, mich selbst aufgegeben zu haben – mich im als Leistungssportlerin, nicht Trainerin oder eins der anderen Gesichter – wird noch lange bleiben, mit welchem Ausgang auch immer.
Aktuell bleibt mir nur die Leistungsschwäche als Stärke zu sehen. Das Negative wieder mal in das Positive umzudrehen. Denn wenn ich jetzt aufgeben würde, dann hätte ich gar keinen höheren Trainingsreiz mehr. Meine 8,5 km/h laufen sind eben aktuell so anstrengend wie schneller als 10 km/h zu laufen. Ich sage mir: wenn ich diese Anstrengung möglichst lange beibehalte, dann bin ich umso fitter/leistungsstärker, wenn ich wieder voll in einen Trainingsplan einsteigen kann. Also laufe ich – Dampflok – weiter.