In der Schwangerschaftswoche 18 sollte es zu keiner Sporteinheit kommen. Der einzige Sport war in dieser Woche nur während meiner 2 tägigen Weiterbildung zur „Kursleiterin für Beckenbodengymnastik“.
Im Anschluss der Weiterbildung erwarteten mich Halsschmerzen und Müdigkeit – tja eine Schwangerschaft ist eben doch ein anderer Umstand und der Körper steckt alles nicht mit der gleichen Leichtigkeit weg wie zuvor.
Der Beckenboden
Der Beckenboden befindet sich wie der Name es schon sagt am Boden des Beckens. Das Becken ist unser knöcherner Teil unterhalb der Wirbelsäule, der Hüft- und Po-Bereich. Der Beckenboden selbst ist der muskuläre Teil. Er besteht aus 3 Schichten, der tiefen, der mittleren und der äußeren Schicht. Er erstreckt sich vom Schambein bis zum Steißbein und wird seitlich von den beiden Sitzhöckern begrenzt. Diese 3-schichtige Muskulatur hat eine Stütz- und Tragefunktion. Diese baut im Laufe der Jahre ab oder wird auch durch starke Belastungen wie Schwangerschaft und Geburt geschwächt. Ist der Beckenboden geschwächt, kann er keine gute Grundspannung mehr aufweisen und es kommt z.B. beim Joggen, Niesen, Hüpfen, Husten oder schwerem Heben zu Störungen der Schließfunktion (Inkontinenz).
Warum gibt es ein spezielles Beckenbodentraining
Für viele ist der Beckenboden eine Neuentdeckung im eigenen Körper. Manche benötigen einige Wochen Wahrnehmungstraining um ihn überhaupt zu spüren.
Ich selbst habe mich mit dem Thema „Beckenboden“ als einzelnes / als Fachgebiet erst auseinandergesetzt, als mir mein Frauenarzt mitteilte, dass meine Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch meinen starken Beckenboden verursacht werden (zum nachlesen findet ihr den Teilbereich noch mal in: Vorgeschichte: Wenn eine Sportlerin Schwanger wird…).
Während ich – als Leistungssportlerin – unter einem zu starken und verspannten Beckenboden leide, leiden die meisten Menschen unter einem zu schwachen Beckenboden. Die häufigste Folge eines zu schwachen Beckenbodens ist die Inkontinenz. Betroffen hiervon ist nahezu jede Frau nach einer natürlichen Entbindung sowie fast jeder zweite Mann und jede zweite Frau mit Fortschreitendem Lebensalter. Mit einem speziellen Beckenbodentraining kann fast gar nicht zu früh im Leben begonnen werden, spätestens bei eintreten der ersten Beschwerden (Inkontinenz), zumeist nach der Entbindung oder ab dem 50. Lebensjahr wird freiwillig mit dem Training begonnen.
Beckenbodentraining in der Schwangerschaft?
Der beste Zeitpunkt um mit dem Beckenbodentraining zu beginnen ist vor der Schwangerschaft bzw. ab der Pubertät ist es nicht mehr zu früh damit zu beginnen. Je besser der Beckenbodenzustand vor der Schwangerschaft ist, umso schneller wird die Regenerationsphase vonstattengehen (die Beckenbodenmuskulatur reist bei der natürlichen Entbindung). Was an Beckenbodentraining vor der Schwangerschaft vernachlässigt wird, wird der Frau später ziemlich sicher Beschwerden bereiten. Wer keinen speziellen Beckenbodenkurs in seiner Nähe findet, kann auch auf ein gutes Pilatesstudio ausweichen.
Wer erst während der Schwangerschaft mit Beckenbodentraining beginnen möchte, der sollte sich nur mit leichten Übungen beschäftigen und einen sanften Einstieg wählen. Hier seid ihr am besten in Schwangerschaftsgymnastikgruppen aufgehoben.
Nach der Schwangerschaft kommt Beckenbodentraining wieder in der Rückbildungsgymnastik vor. Wem dieses Training nicht ausreicht oder/und ihren Beckenboden langfristig trainieren muss/möchte, die kann sich an ein gutes Pilatesstudio wenden oder an eine Personal Trainerin wie mich (mit Trainierschein für Beckenboden sowie Pilates).
(Quelle: Kursleiter Beckenbodengymnastik, AHAB-Akademie, 2017)