Woche 32 – Schwangerschaft, die Zeit für Bewusstsein

Als Sportlerin erlangt man auf Dauer ein sehr feines Bewusstsein für den eigenen Körper. Man könnte schon fast sagen – ein panisch feines Gefühlsempfinden. Bei jedem Zwicken wird man nervös, horcht in sich hinein und versucht Schlussfolgerungen zu ziehen. Denn ein Ausfall im Sport, eine Gefährdung der eigenen gesetzten Sportziele, bedeutet schließlich „Weltuntergang“ ;-).

 

Bewusstsein einer Schwangeren

Spätestens in der Schwangerschaft trifft dieses Bewusstsein über den eigenen Körper dann auch die letzte Frau. Plötzlich ist alles anders, Dinge, die sie nicht mehr ignorieren kann, der Körper gehorcht nicht mehr stetig. Es ist die Zeit, in der sie herausfindet was ihr wirklich im Leben gut tut, worauf sie niemals verzichten kann und auch wer sie wirklich ist.

Alle 3 Faktoren 1) was tut mir gut, 2) worauf kann ich nicht verzichten und 3) wer bin ich wirklich begleiten sie stetig durch die Schwangerschaft. Es ist die Zeit, in der sie zur Ruhe kommt – ob sie möchte oder nicht. Es verbleibt – aufgrund von „nicht können“ (Sport, Arbeit, Freunde treffen, etc.) – eine Menge Zeit, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Sie erlebt Berg- und Talfahrten zu was sie nun eigentlich gerade machen möchte im Vergleich zu was sie gerade tun muss. Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, nein, aber dennoch setzt die Schwangerschaft einen für einiges – zumindest zeitweise – außer Gefecht.

 

Das Bewusstsein über mich selbst – Sarah Si

32 Wochen Schwangerschaft (von 40) liegen nun hinter mir. Ich kann nicht behaupten, dass ich Neues über mich selbst herausgefunden habe. Ich habe zwar vieles gelernt, aber mein innerer Kern, den ich immer als – Sarah Si – verkauft habe und von mir selbst gedacht habe, blieb gleich bzw. hat sich bestätigt.

Faktor 1) was tut mir gut: für mich ist es einfacher es aus umgekehrter Sicht zu sehen, denn was mir nicht gut tut spüre ich deutlicher und schneller als das war mir gut tut. Für mich sind es die Menschen mit negativer Einstellung zum Leben. Menschen, die ständig jammern und vergessen das Schöne im Leben zu sehen. Ich habe gelernt, diese Menschen zu umgehen. Bei nahestehenden Personen (Familie und Freundeskreis) benötigt man ein wenig Geschick, aber fremden Menschen – Menschen, die einem im Leben neu begegnen kann man sich schnell entwinden.

Faktor 2) worauf kann ich nicht verzichten: es ist selbstverständlich der Sport, die Zeit in den Bergen, Zeit mit anderen Sportlern und die geballten Emotionen des Sports. Ich freue mich wahnsinnig auf die Zeit, in der ich wieder richtig Sport treiben kann und auch wenn ich meinen Bub in einer mir auf den Rücken geschnallten Wandertrage mit „aufi auf den Berg“ nehmen kann – das wird bestimmt ein doppelt schöner Aufstieg.

Faktor 3) Wer bin ich wirklich: Trainerin. Ernährung und Sport ist nicht mein Job, nicht mein Hobby, nein – es ist das was ich lebe. Trainerin zu sein bedeutet nicht den eigenen Sport auszuüben, es bedeutet nicht an sich und seinen Zielen zu arbeiten, sondern es bedeutet für andere da zu sein. Es bedeutet andere zu motivieren – auch wenn man selbst gerade in Selbstmitleid des Schwangerschaft bedingten „nicht Könnens“ zerfließt – auch wenn es einem gerade nicht gut geht (Getreu dem Motto „Geht es der Trainerin mal nicht gut, dann geht es ihr blendend!“) … und das alles in EHRLICHER Weise, kein Spiel – kein Rollenspiel. Mich macht es glücklich meine Kunden glücklich zu sehen, wie sie ihre Ziele erreichen.

Selbstverständlich habe ich oft den Gedanken, dass es doch die pure Ironie ist, meinen Kundinnen zum Traumkörper zu verhelfen, während ich gerade auseinander gehe wie ein Elefant. Aber so spielt das Leben eben und bald habe ich dafür meinen Bub <3.

 

Bewusstsein über das Baby

Wenn eine Schwangere von ihrem Baby im Bauch erfährt, beginnt ihre Verantwortung für es. Zwar hat sie im Leben gelernt Verantwortung zu übernehmen, aber ein Baby ist doch noch mal eine ganz andere Hausnummer. Es ist kein Kunde, den man berät, mit dem man sich mal für ein paar Stunden beschäftigt – der aber letztendlich allein durchs Leben gehen muss. Nein, es ist ein Mensch an dessen Gesundheit, Selbstvertrauen, Intelligenz und vielem mehr die Mutter die Verantwortung nahezu alleine trägt (ausgenommen Mutternatur, Schicksal).

Die Schwangere lernt sehr schnell nicht nur in sich selbst, sondern auch in das Baby hineinzuhorchen. Es ist vermutlich die tiefste Form der Empathie, die ein Mensch entwickeln kann. Umso weiter die Schwangerschaft voranschreitet umso ein besseres Team bilden Mutter und Baby. Denn die Mutter kann ihr Baby spüren und versteht schnell was ihm gefällt und was nicht. Ich kann z.B. eindeutig sagen: mein Bub mag keine Spieluhren, keine Rockmusik, er mag es nicht wenn ich auf 180 bin, aber er mag die warme Hand seines Papas, er mag das Schwangeren-Yoga (Yoga Studio Wolke 34) mit den ruhigen Klängen und der sanften Stimme der Trainerin Manu und auch den Stimmen von Oma und Opa horcht er genussvoll zu. Alle Emotionen übertragen sich, das Baby fühlt was ich fühle und wir können durchaus miteinander in Kontakt treten.

 

Wie ergeht es euch mit dem Bewusstsein in der Schwangerschaft? Habt ihr auch ähnliche Erlebnisse mit eurem Baby im Bauch? Erlebt ihr auch wilde Kampf-Workouts bei Nichtgefallen und zärtliche, kitzelnde Bewegungen bei Gefallen? Ich freue mich über eure Erfahrungen!

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