So plötzlich wie mich die Übelkeit in der Woche 7 überfiel, so plötzlich schwindet sie in Woche 8 wieder. Gott sei Dank! Das war kein Zustand für eine Selbstständige, 5 weitere solcher Wochen und ich wäre ruiniert. 🙂
Allgemein fühle ich mich gut, ich kann mich wieder zu 100% auf meine Kunden konzentrieren und auch Schreibtischarbeit funktioniert ohne größeren Pausen.
Mir fehlen meine auspowernden Sporteinheiten.
Zwar fühle ich mich immer ein wenig müde, aber es ist eher dieses müde wie man es während einer Erkältung verspürt. Das Gefühl selbstzufrieden, ausgebrannt und dennoch mit einem sanften Lächeln auf den Lippen abends ins Bett zu fallen, wird schmerzlich vermisst.
Woche 7+2 es ist Köln Marathon. DER Marathon in meiner alten Heimat. Mein Mann und einige Läuferfreunde stehen an der Startlinie. Gerne wollte ich zumindest als Zuschauer an der Strecke stehen, die Marathonluft inhalieren und mitfiebern. Mit einem dicken Kloß im Hals entscheide ich mich jedoch dagegen. In den ersten 3 Monaten ist das Baby sehr empfindlich und unnötiger Stress soll vermieden werden. Was soll am Straßenrand stehen stress sein? Man stelle sich vor, man steht mit einer Erkältung dort, so anstrengend ist für mich das aktuelle Nichtstun. Ich hätte mindestens 6 Stunden in einem mitfiebernden Zustand verbracht, ganz zu schweigen von den Stunden, die ich aufgeregt mit Freunden und Lauffreunden verbracht hätte. Das letzte Wochenende in Berlin war mir eine Lehre, zu viel Action mag mein Baby gerade nicht. Ich muss ihm seinen/ihren Raum und Zeit in meinem Körper gewähren.
Statt auf Kölns Straßen finde ich mich auf meiner Couch und mit dem Laptop auf dem Schoß wieder. Ich verfolge eifrig den Livestream im Internet und über eine Handy App meine Lauffreunde im 5 Km Takt. Ein Lauffreund aus der Schweiz läuft in der Läufergruppe der ersten Frau mit und ist somit ständig im Bild. Ich fieber total mit und ich bin stolz ihn zu kennen. Ich jubel, kämpfe und leide live mit.
Dieser Tag war sehr aufreibend für mich. Mein erstes sportliches Ziel nach der Schwangerschaft ist nun gesetzt. Köln Marathon 2019. Noch 24 Monate.
4 Monate werden hoffentlich ausreichen, um nach der Entbindung eine ordentliche Rückbildung zu vollziehen und erste stramme Nordic Walking Einheiten zu absolvieren. Denn dann würden mir 12 Monate bleiben, um ins Lauf- und Marathontraining einzusteigen. Einen Pacemaker habe ich mir auch schon klargemacht. Selbstverständlich träume ich von einer neuen persönlichen Bestzeit.
Der Tag sollte jedoch nicht in dieser Euphorie und positivem Denkens enden. Ich bin allein zu Hause und breche in bitterliche Tränen aus. Ich zweifel wie es funktionieren soll. Wie soll ich das Sportpensum bloß wieder hinbekommen mit Kind? Morgens, abends und Wochenenden sind meine Arbeitszeiten, Tagsüber die von meinem Mann. Wenn der eine arbeitet, hat der andere das Kind – wo bleibt der Freiraum für Sport? Sind es noch mehr Jahre die verstreichen werden bis ich zurück in mein Hobby kehren kann? Ich bin frustriert, traurig und schmerzerfüllt. Möge das Baby doch bitte endlich spürbar sein oder besser noch bitte endlich da sein, damit meine negativen Gedanken endlich ein Ende nehmen.
Die nächsten Tage hänge ich noch ziemlich durch, mein Mann muss ganz schön zaghaft mit mir umgehen. Ich kann mich zu insgesamt 4 Sporteinheiten aufrappeln, 2 Mal Laufen und 2 Mal schwinge ich mich auf meinem Mountainbike. Meine Pulswerte beim Laufen von unter 145 und beim Radeln von unter 135 halte ich brav ein. Ab Woche 9 werde ich mir einen Trainingsplan schreiben, denn ich merke, dass ich ohne einen Trainingsplan ganz schön durchhänge. Ich möchte gerne wieder auf fast täglichen Sport kommen. Der Körper benötigt ein Herz- Kreislauftraining und auch ich möchte ausreichend Kraft für die vermutlich sehr kräftezehrende Entbindung haben.